Ergänzung 1.7: Strahlungsgrößen und Radiometrie (1/4)
In den SEOS-Lerneinheiten werden viele Strahlungsgrößen genutzt, deren Bedeutung nicht immer ganz offensichtlich ist. Dies gilt auch für die als Radiometrie bezeichnete Methodik der Messung von Strahlungsgrößen. Manche Bezeichnungen sind etwa in der Astronomie und Kernphysik anders als in der physikalischen Optik, an der wir uns hier orientieren. Hinzu kommt, dass manche Größen - sehr verwirrend - in verschiedenen Sprachen unterschiedlich bezeichnet werden. So bedeutet der englischsprachige Begriff intensity eine Strahlungsleistung (Watt) in einem Raumwinkel (sr), während der deutsche Begriff Intensität physikalisch nicht definiert ist; die intensity ist auf deutsch die Strahlstärke. Hier werden daher die wichtigsten Größen definiert, und es werden auch die englischen Bezeichnung angegeben.
Von den physikalischen Größen sind physiologische Angaben abzugrenzen, die sich auf die eher subjektive Wahrnehmung des Lichts mit dem Auge beziehen und durch das spektrale visuelle Sehvermögen zu erklären sind: eine Strahlungsleistung wird etwa im Blauen und Grünen unterschiedlich hell empfunden, was für die Beleuchtungstechnik sehr bedeutsam ist. Als Beispiele solcher Größen aus der Lichttechnik oder Fotometrie sei das Lumen für die visuelle Helligkeit einer Lampe und das Lux als Maß für ihre Beleuchtungsstärke auf einer Fläche genannt. Dies hat in den Naturwissenschaften nur geringe Bedeutung und wird daher hier nicht weiter betrachtet.
Strahlungsleistung (engl.: radiant flux oder radiant power)

Die Strahlungsleistung, auch als Strahlungsfluss bezeichnet, entspricht der in allen Richtungen vorhandenen Leistung elektromagnetischer Wellen oder Photonen. Dies kann die Ausstrahlung eines Strahlers sein, die auf ein Objekt fallende Strahlung, sder auch die an einer bestimmten Stelle im Raum vorhandene Strahlung.
Formelzeichen: oder P; wir verwenden
Maßeinheit: Watt,
Beispiele:
- Die Gesamtstrahlung der Sonne in den Weltraum hat die Leistung 387,5·1024 W.
- Die Strahlungsleistung einer LED-Leuchte, die 9 W elektrische Leistung aufnimmt, ist etwa 4 W. Dies entspricht einem Wirkungsgrad von 40 bis 50%; viel höher als der Wirkungsgrad einer Glühlampe, die nur 5% beträgt.
Spektrale Größen
Spektrale Eigenschaften zu berücksichtigen ist für alle Strahlungsgrößen fast immer erforderlich. Dies geschieht mit Differenzialquotienten und mit den Indizes f für die Frequenz bzw. λ für die Wellenlänge. Am Beispiel der Strahlungsleistung wird dies folgendermaßen geschrieben:
Oft ist es zweckmäßig, Leistungen in mW, kW oder MW anzugeben, um praktikable Zahlenwerte zu erhalten. Gleiches gilt für Frequenzen und für Wellenlängen, die in kHz, MHz bzw. in nm, µm oder mm angegeben werden können. Für die Umrechnung von Größen, die auf Wellenlängen bezogen sind, zu frequenzbezogenen Größen und umgekehrt gilt:
Die Größe c ist die Lichtgeschwindigkeit. Der Beweis findet sich auf einer Seite zum Thema Plancksches Strahlungsgesetz in der Frage: Wie rechnet man um von Frequenzen nach Wellenlängen? Wegen der quadratischen Ausdrücke in und f ist der Zusammenhang nichtlinear. Dies erkennt man beispielsweise im Spektrum des sichtbaren Lichts, das linear über die Wellenlänge, aber nichtlinear über die Photonenenergie dargestellt ist.
Strahlungsenergie (engl.: radiant energy)
Die Strahlungsenergie entspricht der zeitlichen Integration der Strahlungsleistung. Umgekehrt ist die Strahlungsleistung gleich der zeitlichen Ableitung der Strahlungsenergie.
Formelzeichen:
Maßeinheit: Joule,
Der Parameter ist für beispielsweise die Photosynthese der Vegetation von Bedeutung, oder auch für die Ausbeute der Photovoltaik in Regionen mit unterschiedlichen Sonnenscheindauern.
Das Formelzeichen Q ist der Thermodynamik entlehnt; dort bezeichnet es die Wärmemenge. Das in der Mechanik gängige Zeichen E z.B. für die kinetische Energie ist für die Strahlungsenergie nicht sinnvoll, da E in der Radiometrie vielfach für die Bestrahlungsstärke reserviert ist. Die Quantenphysik nutzt E für die Photonenenergie. In der Ergänzung 1.6 über den Strahlungsdruck kommt sowohl die Photonenenergie als auch die Bestrahlungsstärke vor; zur Unterscheidung wird daher für die Bestrahlungsstärke das Formelzeichen genutzt.